Das familiengeführte Unternehmen Siegfried Jacob Metallwerke GmbH & Co. KG in Ennepetal ist bereits seit 1953 in der Nichteisen-Metallbranche aktiv. Ab April beginnt ein neues Projekt: die Installation einer großen PV-Anlage auf den Dächern des Unternehmens. Damit sollen Teile des eigenen Stromverbrauchs gedeckt und weitere Energie in das Netz eingespeist werden.
Anfang März sprach der Projektmanager Herr Dennis Ophof von zeero dazu mit Herrn Dr. Carsten Hillmann, dem technischen Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung von SJM. In dem Interview verschaffte er uns einen Überblick zu den Tätigkeitsfeldern des Unternehmens, dem kommenden Projekt und dessen bisherige Herausforderungen bei der Umsetzung. Wir bedanken uns bei Herrn Dr. Hillmann für das Interview.
D. Ophof (zeero): Hallo Herr Dr. Hillmann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mit uns über das kommende Projekt zu sprechen. Bevor wir über die geplante PV-Anlage sprechen, möchte ich Sie bitten das Unternehmen einmal kurz vorzustellen.
Dr. Hillmann (SJM): Vielen Dank, dass Sie mich zu diesem Interview eingeladen haben. Siegfried Jacob Metallwerke GmbH & Co. KG ist eine Firma im Familienbesitz in zweiter Generation und in den Bereichen rund um die Nichteisen-Metallindustrie tätig. Das erste Standbein ist der Handel mit Materialströmen, also der klassische Metallhandel mit Aluminium, Kupfer und legierten Stählen. Dazu gehören auch die Zerkleinerung, Sortierung und Paketierung von Schrotten, um daraus einen Mehrwert zu generieren. Darüber hinaus bereiten wir Rückstände aus der Nichteisen-Metallindustrie, wie bspw. Krätzen, Schlacken und Stäube auf, sodass diese wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Als drittes Standbein erschmelzen wir aus bestimmten kupferhaltigen Metallqualitäten definierte hochwertige Legierungsblöcke. Diese Blöcke werden dann in der Fertigteil-Industrie bspw. für Sanitär-Installationen verwendet. Die Firma Siegfried Jacob Metallwerke ist das Gründungsunternehmen der Jacob Metal Group. Dazu gehören verschiedene andere Unternehmen in Europa. Beispielsweise die Nickelhütte in Aue im Erzgebirge, die Firmen Siegfried Jacob Hamburg, Jacomij in den Niederlanden, in Schottland das Unternehmen Ireland Alloys und in Frankreich noch die Firma AIS. Insgesamt hat die Gruppe ungefähr 1000 Mitarbeiter und einen jährlichen Umsatz von über 900 Millionen Euro. Dabei ist der Standort in Ennepetal der Umsatzstärkste.
D. Ophof (zeero): Vielen Dank. Dann können wir jetzt über Ihr nächstes Projekt, die Installation von den PV-Anlagen sprechen. Hatten Sie bereits vorher schon eine PV-Anlage und wo werden die neuen Installationen angebracht?
Dr. Hillmann (SJM): Wir haben bereits eine kleine Solarthermie-Anlage, die auf dem neuen Sozial-Gebäude angebracht wurde, um das Warmwasser vorzuwärmen. Ansonsten haben wir noch keine PV-Anlagen. Wir haben rund 50 verschiedene Hallen und Dächer, die unterschiedlich alt sind. Nach ausreichender Untersuchung können wir 42 dieser Dächer mit PV-Anlagen belegen. Und dabei so vollflächig, wie die Dächer das hergeben.
D. Ophof (zeero): Und wie groß wird die PV-Anlage?
Dr. Hillmann (SJM): Insgesamt haben wir 22.770 Module, die bei uns verbaut werden. Damit belegen wir ca. eine Fläche von 43.772 Quadratmetern. Und insgesamt läuft das auf eine Leistung von 9,22 Megawatt peak hinaus. Wir werden dabei ungefähr 8,4 Gigawattstunden Strom pro Jahr herstellen können. Das ist weitaus mehr, als wir selbst verbrauchen. Das Unternehmen hat selber einen Stromverbrauch von 6 Gigawatt Stunden Strom pro Jahr. Allerdings muss man an dieser Stelle auch sagen, dass sich die Erzeugung und der Verbrauch nicht zu 100 Prozent decken. Daher werden wir selbst nur 35 bis 40 Prozent unseres eigenen Strombedarfs zukünftig selbst über die PV-Anlagen decken können. Den Rest werden wir in das öffentliche Netz einspeisen und leisten daher auch einen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen der anderen Stromverbraucher.
D. Ophof (zeero): Haben Sie schon einen Zeitraum bestimmt, ab wann sich das Projekt rechnet?
Dr. Hillmann (SJM): Ja natürlich. Wir haben uns da den Wirtschaftsfall angeschaut, was bei dem Stromverkauf erlöst werden muss, damit sich die Investition letztendlich in einem überschaubaren Zeitraum amortisiert. Dabei denken wir langfristig und wollen als gutes Beispiel vorangehen und zeigen, wie man als Mittelständler langfristig in die Zukunftssicherung investiert. Bei der Amortisationsdauer planen wir derzeit ca. 12 bis 13 Jahre ein. Was uns dabei jetzt auch noch in die Karten gespielt hat, ist, dass wir an der neuen Ausschreibung Marktprämie Solar teilnehmen konnten und sich dadurch die Rücklaufzeit entsprechend nochmal verringert hat. Um den Eigenstromanteil nochmal zu erhöhen, haben wir darüber hinaus noch in einen Batteriespeicher investiert. Dieser hat eine Leistung von 2,2 MVA, wodurch wir somit ca. 42 Prozent unseres Strombedarfes decken können. Der Speicher ermöglicht es uns, den tagsüber produzierten PV-Strom einzuspeichern und nachts nutzen zu können. Dadurch können wir auch das öffentliche Strom-Netz entlasten, in dem wir die Spitzen, die wir mit unseren Aggregaten einfahren durch den Stromspeicher reduzieren können.
D. Ophof (zeero): Und gab es bezüglich der Größe etc. irgendwelche Hindernisse bspw. bei Genehmigungsvorgängen?
Dr. Hillmann (SJM): Wir haben bei dem Vorgang natürlich eng mit der AVU Netz, dem örtlichen Netzbetreiber, zusammengearbeitet. Hier ist ja auch von PV-Anlagen in einer Größenordnung die Rede, die das Netz ja erstmal überhaupt aufnehmen muss. Demnach sind auch größere Umbaumaßnahmen an der Netzübergabestation notwendig. An dieser hat die AVU auch bereits eine neue Netzstation gebaut. Darüber hinaus wird der Netzbetreiber auch noch im Umspannwerk etliche Anpassungen vornehmen müssen, aufgrund dieses einen neuen Einspeisers im Netz. Es ist also teilweise recht aufwendig. Die größte Hürde ist die Anlagenzertifizierung, die aussagt, dass von diesen Anlagen keine Schädigung des Netzes ausgehen kann. Das bedeutet, dass bestimmte zugelassene Schutztechniken verbaut werden müssen, die von einem Zertifizierer abgenommen werden. Wir haben uns daher jetzt dazu entschieden, dass für die gesamte PV-Anlage ein vollständig autarker Mittelspannungsring eingebaut wird, über den dann ins Netz eingespeist wird. Da dieser eh neuerrichtet wird, hat dieser auch schon nur vom Netzbetreiber zugelassene Komponenten.
D. Ophof (zeero): Und wie sind die Zukunftsvisionen von SJM?
Dr. Hillmann (SJM): Grundsätzlich wollen wir unsere Prozesse technologisch weiterentwickeln, um noch mehr qualitativ hochwertige Sekundärstoffe liefern zu können. Begleitend werden wir uns weiter damit beschäftigen, wie wir unseren Eigenstromanteil steigern können. Insgesamt werden wir uns mit der weiteren Elektrifizierung der Prozesse beschäftigen. Da wo das nicht geht, wollen wir grundsätzlich Energie sparen und Erdgas durch Wasserstoff ersetzen. Wir haben auch eine eigene LKW-Flotte und werden da schauen, ob wir auch auf Elektro-Fahrzeuge umsteigen können und dabei evtl. eine Elektro-Tankstelle bauen werden. Für unsere Mitarbeiter*innen haben wir bereits 40 Ladesäulen installiert. Wir schauen also in die Zukunft und agieren demnach vorausschauend, anstatt nur auf Nachfragen zu reagieren.
D. Ophof (zeero): SJM stellt sich also dabei zukunftsfähig auf und ist dabei attraktiv für die Mitarbeiter*innen. Sie setzen damit ein klares Statement. Vielen Dank für das informative Interview.